Das historische Marais
AUS DEM SUMPF GEZOGEN: DAS MARAIS.
Seit dem Mittelalter „der Sumpf“ genannt, ist das Marais ein Museum verschiedener architektonischer Stile. Patrick de Belioux, der auf die weniger bekannten Gebäude des Marais eingeht, führt uns durch die Epochen und dechiffriert diese beeindruckenden Fassaden.
Im späten Mittelalter war Paris in kleine Parzellen eingeteilt auf denen noch kleinere Häuser eng beieinander standen. Das Marais, oder genau übersetzt der Sumpf, hat diesen Namen bis heute beibehalten und erstreckt sich nun über das Dritte und Vierte Arrondissement. Einst war es von kleinen bewässerten Feldern bedeckt, auf denen Gemüse für die Stadt angebaut wurde. Im 16. Jahrhundert als Adlige und die Bourgeoisie nach größeren Grundstücken für ihre Residenzen suchten, wandten sie sich diesem Teil der Stadt zu, der noch nicht entwickelt war. Durch das 18. Jahrhundert hindurch wurden dann wunderschöne Hôtels Particuliers – Stadtpalais – errichtet, welche zum Teil wirkliche Paläste waren.
So wurde das Marais durch die Jahrhunderte zu einem der architektonisch reichhaltigsten Pariser Ensembles. Heutzutage tummeln sich vor der Kulisse französischer Architekturgeschichte Designergeschäfte, faszinierende Museen, ein vibrierendes Schwulenviertel sowie ein altes Judenviertel. Auch wenn der Zugang zu vielen Hôtels Particuliers durch „Digicodes“ erschwert wird, so ist es doch möglich, dieses architektonische Bankett zu erforschen und das Auge für die verschiedenen Stilrichtungen zu schärfen.
Diese Giebelhäuser waren sehr schmal und verfügten nur über zwei Fenster pro Geschoß. Ihre Seiten stehen etwas nach außen vor und die Fassade gipfelt in einem dreieckigen Giebel mit steilen Dächern, die ein zügiges Ablaufen des Regenwassers ermöglichen. Aufgrund ihres Fachwerks, welches erst zufällig bei Renovierungsarbeiten in den sechziger Jahren wiederentdeckt wurde, sind sie sehr einfach zu erkennen
In der Tat hatte Heinrich IV. (1589-1610) 1607 angeordnet, dass alle sichtbaren Holzelemente aufgrund des Feuerschutzes, verputzt werden sollten.
Wenn man dann auf der Rue Saint Antoine weitergeht, kann man immer noch einige dieser Häuser mit ihren zweifenstrigen Fassaden und Giebeln auf ihren schmalen Grundstücken entdecken.
Neugierige Besucher müssen unbedingt in dessen Hof gehen, diesen überqueren, um dann in den zweiten Hof zu gelangen an dessen Ende ein völlig unauffälliger kleiner Durchgang direkt auf den Place des Vosges führt.
Diese Architekturelemente sind typisch für das beginnende 17. Jahrhundert. Sie sind zum Beispiel auch am Place Dauphine auf der Île de la Cité, zu sehen oder an einigen Häusern der Rue François Miron (Nr. 44 & 46), die 1585 erbaut wurden. Ein weiteres gutes Beispiel ist das Hôtel de Mayenne von 1606, 21, rue Saint Antoine, dessen mittlerer Teil unmißverständlich veranschaulicht, wie das Marais vor seiner Erneuerung aussah.
Sein Innenhof, der noch spektakulärer als seine Fassade ist, wurde als elegantes Theater konzipiert und illustriert perfekt den zurückhaltenden Barockstil, der so typisch für den französischen Geschmack dieser Zeit ist.
Bis dato war Ziegel schon aus der Mode gekommen und wurde durch Sandstein ersetzt, sowie die weißen Ecksteine von horizontal gegliederten Halbpfeilern verdrängt worden waren.
Wenn man dann in die Rue de Fourcy biegt, so ist es möglich die Rückseite dieser monumentalen Struktur zu bewundern, die heute das Maison Européenne de la Photographie (Europäisches Centrum der Photographie) beherbergt. Um diese Zeit ist ein neuer Stil entstanden: der obere Teil der Fenster ist jetzt nicht mehr geradlinig, sondern wölbt sich ein wenig.
Die zurückhaltenden geraden Linien, die unter Ludwig XIV in Mode waren, haben unter Ludwig XV. (1715 – 1774) Kurven und asymmetrischen Launen platzgemacht.
Das Gebäude an der Ecke Rue des Barres und Rue François Miron Nr. 14 ist sogar noch beeindruckender. Weiter oben in der Straße befindet sich unter der Nummer 42 ein Gebäude von 1742 mit einem sehr schönen Balkon und einem Herkules-Kopf über dem Torbogen.
Das Hôtel du Grand Veneur (des Verantwortlichen für die königlichen Jagdpartien) in der Nr. 60 der Rue de Turenne hat den Vorteil, dass sich dort heute ein Showroom für Badezimmeraustattungen befindet, so dass man unter dem Vorwand, sich eine Badewanne anzugucken, das wunderschöne schmiedeeiserne Treppengeländer mit seinen aufwendigen Jagdszenen bewundern kann. Wenn man dann einmal durch die Rue Villahrdouin und die Rue de Hesse um den Block geht, so sieht man die Rückseite des Gebäudes, die ein großer Keilerkopf ziert.
Unter Ludwig XVI. wurde die Architektur wieder nüchterner und seriöser, ähnlich dem, was bereits unter Ludwig XIV. in Mode war, jedoch etwas schwülstiger und schwerer.
Das Hôtel Le Mayrat von 1767 in der Rue des Francs-Bourgeois Nr. 26 ist ein gutes Beispiel dieses neoklassizistischen Stils.
A STROLL THROUGH THE THIRD – THE NORTHERN MARAIS
Ein Streifzug durch das Dritte Arrondissement, das nördliche Marais von Adrian Leeds
Durchs Marais zu gehen, ist mehr als die physische Erfahrung einen Fuß vor den anderen zu setzen und dabei visuelle Annehmlichkeiten auf dem Weg zu genießen. Das Marais als solches kann man schon als kleines Wunder bezeichnen so wie die Tatsache, dass es noch im heutigen Paris existiert. Im Jahre 1962, als das Marais nahezu zu einem Slum verkommen war, half ihm ein in Frankreich sehr einflussreicher Mann. André Malraux, De Gaulles Kulturminister, entwarf ein Gesetz, welches bestimmte historisch wertvolle Innenstadtgebiete gegen Immobilienspekulanten und Abriss schützt. Und so ist das Marais heute einer der chicsten Pariser Bezirke in dem die Preise konstant steigen.
ßPräsident Charles de Gaulle und sein Minister André Malraux, der das Marais vor der Zerstörung bewahrte.
Egal um welche Ecke Sie auch biegen, welchen Hof Sie entdecken, vor welchem Hôtel Particulier Sie stehen bleiben, es zu bewundern, es gibt noch mehr als deren lange Geschichte, es gibt auch die Geister der Menschen, die hier gelebt haben. Ich persönlich hoffe dazuzugehören, da, je länger ich hier lebe und arbeite, ich immer mehr an dieser ganz besonderen Gegend hänge.
Vor etwa zehn Jahrhunderten wurde das Marais, Sumpf auf Französisch, von religiösen Orden trockengelegt und später auf Erlass Ludwig VII. Paris’ Gemüsegarten. Im 14. Jahrhundert wurden die ersten Hôtels particuliers, Stadtpaläste, gebaut und die erste Straße wurde gepflastert, die rue Pavée, wörtlich “gepflasterte Straße”. Im 16. Jahrhundert begann man durch die Felder gehende Straßen anzulegen: die rue des Francs Bourgeois, die rue Sainte Cathérine und die rue Payenne. Das 17. Jahrhundert wurde das Goldene Zeitalter des Marais als Heinrich IV., der erste französische Stadtplaner, mit der Anlage des Place des Vosges begann. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Marais sträflich vernachlässigt. Im 20. Jahrhundert wurde ein Plan entwickelt, der vorsah große Teile des Centrums der Rive Droite, des rechten Ufers, abzureißen, um u.a. die rue de Rivoli zu verbreitern. Als dann das in der rue du Parc Royal gelegene denkmalgeschützte Hôtel de Vigny abgerissen werden sollte, waren sofortige Maßnahmen vonnöten. Der daraufhin gegründete Verein "Association pour la Sauvegarde et la Mise en Valeur du Paris Historique" bewegte André Malraux dazu eine Studie anfertigen zu lassen und rettete das Marais so vor seiner Zerstörung.
Das Marais setzt sich heute aus dem 3. und 4. Pariser Arrondissements zusammen. Der 3. Bezirk bildet seinen nördlichen Teil und wird im Süden durch die rue des Francs Bourgeois, im Westen durch den boulevard de Sébastopol, im Norden durch den boulevard Saint Martin und im Osten durch die Boulevards Temple, Filles du Calvaire und Beaumarchais begrenzt. Ich lebe im nördlichsten Viertel, welches aufgrund seiner Geschichte „Temple” genannt wird. Es war damals eine Art Staat im Staate, als es den Rittern des im Heiligen Land gegründeten mächtigen Tempelritterordens, dessen Ziel der Schutz von Pilgern war, gehörte.
Egal um welche Ecke Sie auch biegen, welchen Hof Sie entdecken, vor welchem Hôtel Particulier Sie stehen bleiben, es zu bewundern, es gibt noch mehr als deren lange Geschichte, es gibt auch die Geister der Menschen, die hier gelebt haben. Ich persönlich hoffe dazuzugehören, da, je länger ich hier lebe und arbeite, ich immer mehr an dieser ganz besonderen Gegend hänge.
Vor etwa zehn Jahrhunderten wurde das Marais, Sumpf auf Französisch, von religiösen Orden trockengelegt und später auf Erlass Ludwig VII. Paris’ Gemüsegarten. Im 14. Jahrhundert wurden die ersten Hôtels particuliers, Stadtpaläste, gebaut und die erste Straße wurde gepflastert, die rue Pavée, wörtlich “gepflasterte Straße”. Im 16. Jahrhundert begann man durch die Felder gehende Straßen anzulegen: die rue des Francs Bourgeois, die rue Sainte Cathérine und die rue Payenne. Das 17. Jahrhundert wurde das Goldene Zeitalter des Marais als Heinrich IV., der erste französische Stadtplaner, mit der Anlage des Place des Vosges begann. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Marais sträflich vernachlässigt. Im 20. Jahrhundert wurde ein Plan entwickelt, der vorsah große Teile des Centrums der Rive Droite, des rechten Ufers, abzureißen, um u.a. die rue de Rivoli zu verbreitern. Als dann das in der rue du Parc Royal gelegene denkmalgeschützte Hôtel de Vigny abgerissen werden sollte, waren sofortige Maßnahmen vonnöten. Der daraufhin gegründete Verein "Association pour la Sauvegarde et la Mise en Valeur du Paris Historique" bewegte André Malraux dazu eine Studie anfertigen zu lassen und rettete das Marais so vor seiner Zerstörung.
Das Marais setzt sich heute aus dem 3. und 4. Pariser Arrondissements zusammen. Der 3. Bezirk bildet seinen nördlichen Teil und wird im Süden durch die rue des Francs Bourgeois, im Westen durch den boulevard de Sébastopol, im Norden durch den boulevard Saint Martin und im Osten durch die Boulevards Temple, Filles du Calvaire und Beaumarchais begrenzt. Ich lebe im nördlichsten Viertel, welches aufgrund seiner Geschichte „Temple” genannt wird. Es war damals eine Art Staat im Staate, als es den Rittern des im Heiligen Land gegründeten mächtigen Tempelritterordens, dessen Ziel der Schutz von Pilgern war, gehörte.
Hier können Sie damit beginnen Paris’ faszinierendsten Teil zu erkunden. Für ins wissenschaftliche Detail gehende Darstellungen des historischen Paris kann ich Ihnen „In und um Paris, I., II. und III.“ von Thirza Vallois empfehlen. Wenn Sie es etwas leichter haben wollen, so sollten Sie sich an meine folgenden Tipps halten.
Bevor Sie zur Kreuzung am Ende der rue Bretagne kommen, wo sich mehrere Straßen – die rue Vieille du Temple, die rue de Turenne, die rue Froissart und die rue des Filles du Calvaire – treffen, sollten Sie einen Blick links und rechts in die kleinen kreuzenden Strassen - rue de Picardie, rue Charlot, rue de Saintonge und rue Debelleyme – werfen. Diese Straßen sind Wohngebiet und beherbergen im Erdgeschoss auch Werkstätten, Großhändler, Galerien, Boutiquen und Handwerker aller Art. Die meisten Häuser in diesen Strassen stammen aus dem 17. und 18. Jh. zwischen die sich ein paar Sandsteingebäude des 19. und 20. Jahrhunderts mischen.
Eigentlich ist die rue Vieille du Temple eine meiner Lieblingsstraßen, aber ich nehme Sie lieber rechts mit in die rue de Turenne anderen Ende Sie links ein paar Meter durch die rue des Francs Bourgeois gehen, um dann zum Place des Vosges, dem Vogesenplatz, zu gelangen. Der Platz ist nicht nur der eleganteste, sondern auch Paris’ beste Adresse. Unter den Arkaden finden sich interessante Boutiquen und Galerien, man kann das Haus Victor Hugos besuchen (Nr. 6), essen gehen oder durch das kleine Tor in die wunderschönen Gärten des Hôtel de Sully gehen. Es ist nahezu unmöglich, von diesem Platz nicht begeistert zu sein.
Am Place de Thorigny, wo sich die rue d’Elzévir und die rue du Parc Royal treffen, liegt das Musée de la Serrure, Museum für Schlösser und Riegel (1, rue de la Perle) und genau gegenüber das weltbekannte Musée Picasso (5, rue de Thorigny). Beide sind in an sich schon sehenswerten Stadtschlössern des 16. Jahrhunderts untergebracht.
Hinter dem Picasso-Museum liegt der Garten des Hôtel Sâlé, dessen anderer Eingang auf die rue Vieille du Temple führt. Gehen Sie links in diese Straße Richtung Süden am Hôtel de Rohan (Nr. 87) bis zur rue des Francs Bourgeois und dann rechts bis zur rue des Archives. Rechts sind die Archives Nationales zu besichtigen, das Museum für Französische Geschichte (60, rue des Francs Bourgeois) sowie das Museum für Jagd und Natur.
An dieser Ecke beginnt die rue des Haudriettes welche in Richtung Westen die rue du Temple kreuzt. Links befindet sich im Hôtel de Saint-Aignan (Nr. 71) das Museum für Jüdische Geschichte. Wenn Sie dann rechts in die rue de Montmorency gehen, gelangen Sie bei Nr. 51 zu einem Haus des Jahres 1407 in dem der legendäre Alchimist Nicolas Flamel wirkte und das heute ein exzellentes Restaurant gleichen Namens beherbergt.
Gehen Sie ein mal um den Block in die Parallelstraße rue Chapon, wo Sie die Passage des Gravilliers in die rue des Gravilliers, eine tagsüber sehr belebte Straße in der sich viele Großhändler befinden, bringt. Genau vor Ihnen an der Ecke der rue des Vertus, Straße der Tugenden, einer Fußgängerzone, liegt ein für das Marais typisches Haus des 16. Jahrhunderts, welches oben schmaler ist und nach unten hin breiter wird.
Die rue des Vertus bringt Sie in Richtung Norden in die rue au Maire und die rue de Volta. Diese beiden Straßen bilden ein kleines Chinatown der ersten chinesischen Einwanderergeneration mit allem was dazugehört: „richtige“ chinesische Restaurants, Märkten und Händlern. Nr. 5 rue de Volta liegt ein Tudorhaus welches mit dem Haus Flamels rivalisiert und niemand weiß welches denn nun älter ist. Das Restaurant Soupe Pho im Erdgeschoss ist sehr empfehlenswert, aber mein Lieblingsrestaurant ist das Chez Shen, rue de Volta Nr. 49.
Es gibt natürlich noch Dutzende anderer Straßen und Hunderte anderer Dinge während Ihres Steifzuges zu entdecken, wenn Sie genug Zeit mitbringen und keinen Stein unumgedreht lassen wollen. Zögern Sie nicht, einfach in einen malerischen Hinterhof zu gehen, ein Museum zu besuchen, eine der zahlreichen historischen Tafeln zu lesen oder ein kleines Mitbringsel in den vielen Geschäften zu kaufen. Und währenddessen öffnen Sie Ihr Herz wie schon Huderte und Tausende vor Ihnen, die das Marais erlebt haben, sei es für ein Leben oder ein paar Momente. Ich verspreche Ihnen, es wird Sie vorerst nicht mehr loslassen
And all the while, open your heart to the hundreds of thousands who have experienced Le Marais before you, whether for a lifetime or a fleeting moment.
I promise, it will never leave you, even long after you've left it.