Das Pariser Rathaus
Der Place de l’Hôtel de Ville oder Rathausplatz ist Paris ältester Platz und war damit bis zur Vervollständigung des Place des Vosges und des Place Dauphine auch der einzige Platz in Paris. Ursprünglich war an seiner Stelle eine sandige Herunterwölbung zum Fluss hin. Diese Rampe war ideal als Anlegeplatz für Boote und Schiffe. Während der Karolinger-Zeit war hier möglicherweise sogar ein Hafen, der damit der galloromanischen Nutzung dieses Ortes gefolgt wäre.
Die Seine-Schifffahrt war von größter Bedeutung, da die Mehrheit der Waren, die nach Paris gelangten, übers Wasser kamen. An dieser Stelle war somit auch ein großer Handelsplatz gelegen und die Uferlinie in mehrere Häfen eingeteilt, der Größte von ihnen war der Hafen für Wein. Im siebzehnten Jahrhundert bekam der sogenannte Port de Grêve dann Konkurrenz von anderen Häfen und verlor sein Wein-Import-Monopol. Im achtzehnten Jahrhundert hatte er mit Les Halles dann noch einen viel gewichtigeren Mitbewerber. Im frühen neunzehnten Jahrhundert wurde hier dann Getreide umgeschlagen und ehe er ein wichtiger Handelsplatz für Äpfel aus der Normandie wurde.
Seit 1967 befindet sich die Schnellstraße des Rechten Ufers, la voie Georges Pompidou, die Saint Cloud mit Bercy verbindet, an der Stelle des ehemaligen Hafens. 1991 wurde das Seine-Ufer zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Heute will die Stadt Paris eine Promenade am Wasser bauen, um sein einzigartiges Kulturerbe in ein noch besseres Licht zu rücken. Außerdem wird jeden Sommer das Ufer für Paris-Plage, einen künstlichen Strand mit allerlei Animationen, gesperrt.
Der Place de l'Hotel de Ville wurde von der Stadt für Feierlichkeiten genutzt wie zum Beispiel königliche Geburten oder Hochzeiten. Aber hier fanden von 1310 bis 1830 auch die Hinrichtungen statt, so auch die von Ravaillac und La Brinvillers. Im neunzehnten Jahrhundert wurde der Platz dann nochmals vergrößert und ist seit 1982, zur Hundert-Jahr-Feier des Wiederaufbaus des Hôtel de Ville, Fußgängern vorbehalten. Das Hôtel de Ville selbst ist eine der wichtigsten Pariser Sehenswürdigkeiten und wird auch heute noch für Feste aller Art genutzt. Gleichzeitig ist es ein guter Startpunkt, um einen Entdeckungstour durchs Marais zu starten.
Der Grundstein für dieses von Franz I. in Auftrag gegeben Gebäudes wurde am 15. Juli 1533 von dem italienischen Architekten Dominique Cartone, auch Boccador genannt, gelegt. Religionskriege verlangsamten den Bau des Rathauses. Erst 1606 setzte der Architekt Marin de la Vallée unter der Regentschaft Heinrich IV. das Projekt fort. Über dem Haupteingang kann man eine Kopie der Reiterstatue Heinrich IV. bewundern deren Original im Carnavalet-Museum zu sehen ist.
Während des sogenannten Fronde-Aufstands war das Hôtel de Ville ein Nest des Widerstandes gegen die Regentschaft von Anna von Österreich und des Kardinals Mazarin.
Im frühen neunzehnten Jahrhundert wurden umfangreiche Erweiterungsarbeiten in Angriff genommen und die Fläche des Gebäudes hat sich von 4000 qm auf 9600 qm mehr als verdoppelt. Die Verzierungen an der Fassade sind frei von der italienischen Renaissance inspiriert. Die Gestaltung der inneren Galerien wurde so renommierten Künstlern wie Eugène Delacroix und Jean-Dominique Ingres anvertraut.
Nach der Katastrophe von Sedan und der Abdankung Napoleon III., wurde am 4. September 1870 die Republik im Rathaus ausgerufen. Ein paar Monate später zog die Regierung nach Versailles und ließ somit Raum für die Pariser Kommune, welche sich am 28. März 1871 proklamierte. Diese Aufständischen setzten das Rathaus in Brand als Truppen aus Versailles am 24.
Mai desselben Jahres in Paris einfielen. Da es aufgrund des Grades der Kalzinierung der Steine nicht möglich war das Gebäude wieder aufzubauen, schrieb die Stadt 1872 /1873 einen Architektenwettbewerb für den Wiederaufbau aus.
Projekte von Théodore Ballu und Antoine Desperthes gewannen und restaurierten das Erscheinungsbild der Fassade Boccadors. Das Rathaus, ein Palast zu Ehren der Republik, ist mit vielen Statuen versehen. Die Ikonographie dreht sich um drei Themen: Gleichnisse, die Städte Frankreichs und berühmte Persönlichkeiten.
Nachdem Besuch des Hôtel de Ville können Sie in die rue François Miron gehen und kommen dann an der Kirche Saint Gervais vorbei, deren Ursprünge ins sechste Jahrhundert zurückreichen und die heute einen Stilmix aus dorischen, ionischen und korinthischen Elementen präsentiert. Beachten sie, wenn Sie über den Place Saint Gervais gehen, die drei Ulmen, die eine mittelalterliche Tradition symbolisieren. Es war unter Ulmen, wo Urteile gefällt wurden.
Die rue François Miron ist römischen Ursprungs und führte im frühen Römischen Reich nach Melun. Fragmente dieser Zeit wurden während Einebnungsarbeiten im neunzehnten Jahrhundert entdeckt. Die umgebenden Straßen, wie die Rue des Barres, die Rue de l’Hôtel de Ville oder auch die Rue de Brosse wurden im Mittelalter errichtet. In den sechziger Jahren wurde die Gegend als „unsicher“ eingestuft und große Renovierungsarbeiten begannen.
In den Nummern 2 bis 12 der Rue François Miron reihten sich armselige mittelalterliche Bruchbuden aneinander, die 1733 weichen mussten, um der Fabrik Saint Gervais Platz zu machen. Das Muster auf den schmiedeeisernen Geländern bildet auch heute noch das Gemeindewappen ab, die Saint-Gervais-Ulme. Die Couperins, berühmte Musiker des siebzehnten Jahrhunderts, lebten ebenfalls hier.
Alexandre Ledru-Rollin wurde 1807 in der Nummer 10 der Rue François Miron geboren. Er war es, der 1848 das Rathaus enterte und die Republik proklamierte. Er sicherte später als Innenminister die Stimmen der Unterschicht.
Nummer 16 - an der Ecke Rue François Miron und Rue des Barres - befand sich das erste Baudoyer-Tor, das aus dem elften Jahrhundert stammte. Die Rue de Grenier sur l’Eau hat sich ihr Original-Kopfsteinpflaster bewahrt und verfügt über viele kleine Handwerksläden und Boutiquen. Im Hintergrund kann man den Kirchturm von Saint Gervais erblicken.
Die Rue de l’Hôtel de Ville stammt ebenso aus dem Mittelalter und wurde einst „Mortellerie“ genannt. Dieses Wort stammt im Französischen von „Freimaurer“ ab, da viele von ihnen hier lebten. Ihre Ursprünge gehen bis ins dreizehnte Jahrhundert zurück als die Freimaurer viele Kathedralen und andere große Bauwerke in ganz Europa errichteten. Die Nummern 89 bis 109 sind noch einige schmale Häuser des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts.
In der rue des Barres sind einige Gebäude aus dem sechzehnten und achtzehnten Jahrhundert erhalten. Aber es ist noch weit Älteres vorhanden so zum Beispiel die Nummer 12.: das Bauwerk der Maubuisson-Abtei stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert auch wenn es im neunzehnten Jahrhundert ein wenig verändert wurde.
Nach diesem kleinen Spaziergang durch das Labyrinth der kleinen Gassen von Saint Gervais kann man dann gemütlich an die Seine-Quais mit ihren Cafés und Terrassen zurückkehren. Ein typisch französisches Mahl wird zum Beispiel im Trumilou am Quai de l’Hôtel de Ville oder im Chez Julien an der Ecke Rue des Barres gereicht. Wenn es etwas aus dem Burgund sein darf, so empfiehlt sich das Bourguignon du Marais in der Rue François Miron. Danach kann man sich dann noch über die Pont d’Arcole auf die Île de la Cité bewegen. Zwischen der Polizei-Präfektur, dem Gericht und dem altehrwürdigen Hôtel-Dieu-Krankenhaus liegt der überaus charmante Marché aux Fleurs. Dieser Blumenmarkt wurde 1808 auf dem Place Lépine gegründet und man kann dort zwischen allerlei Blumen, Pflanzen, Sträuchern und beeindruckend vielen Orchideen lustwandeln.